Geschichte & Gegenwart von Schmidham
Aus der Frühgeschichte
Aus den Epochen der Frühgeschichte liegen aus Schmidham und Umgebung bislang nur sehr wenige Funde vor. Im „Huberholz“ (ca. 500 in südöstlich von Erbersdobl) liegt eine Gruppe von über 50 Grabhügeln und davon abgesetzt zwei weitere Grabhügel aus der mittleren Bronzezeit (2.000 v. Chr.). Etwas südlich vom heutigen Erbersdobl findet sich eine verebnete Viereckschanze aus der Latènezeit, während westlich von Erbersdobl (jenseits der heutigen Staatsstraße) Siedlungsreste aus dem Endneolithikum (ca. 2800 – 2200 v. Chr.) und der Latènezeit gefunden wurden. Auch südlich von Holzöd konnte eine Siedlung des Neolithikums, u.a. des Spätneolithikums, sowie der Latènezeit nachgewiesen werden.
Bei Malerhof befindet sich eine spätkeltische Viereckschanze, die jedoch 1880 weitgehend eingeebnet wurde und von der an der Nord‑ und Ostseite nur noch geringe Reste des Walles erkennbar sind. Innerhalb dieser Schanze wurden 1914 durch das Landesamt für ,Denkmalpflege Scherben von Graphittongefäßen mit Kammstrichverzierung gefunden, die ohne Zweifel in die Zeit der Kelten zu datieren sind. Daneben kamen auch Keramikscherben aus dem Mittelalter hier zutage. Dies ist ein Hinweis darauf, dass die ehemalige Keltenschanze später als Fluchtburg weiter genutzt wurde.
Vom Ursprung Schmidhams
Die Entstehung von Schmidham dürfte noch im 10./ 11. Jahrhundert erfolgt sein. Der Ort liegt genau am Schnittpunkt zweier wichtiger Straßen, die vier uralte Pfarrorte miteinander verbanden: Die eine führt von Reutern nach Irsham (im weiteren Verlauf nach Passau), die andere von Steinkirchen nach Tettenweis. Die Straßen treffen heute noch im Bereich der Schmiede aufeinander, überqueren gemeinsam den Schwärzenbach, wo sich wohl früher ein Holzdamm befunden haben dürfte, und trennen sich dann wieder. Schmidharn war also ein wichtiger Punkt, an dem das sumpfige Tal des Schwärzenbaches überquert werden konnte. Alte Flurpläne zeigen in der Nähe des‑ Baches keinerlei Bebauung, wodurch der Ort förmlich in zwei Teile geteilt wurde.
An diesem Verkehrsweg gab es eine Mautstelle, denn in einer Urkunde des Klosters Asbach aus dem Jahr 1349 wird ein „gut pey dem valltor ze Smidhaim “ erwähnt. Mit dem mittelalterlichen Wort „Valltor“ ist ein Schlagbaum gemeint, der wohl in der Nähe der Schwärzenbach‑Brücke stand. Als Mautstelle kommt dabei der Schachern‑Hof in Frage. Die alte Schmiede, von der der Ort seinen Namen hat, steht heute noch an dieser einst so wichtigen Verkehrsader.
Alte Handelswege
Die heutige Staatstraße nach Fürstenzell folgt nicht dem Verlauf des oben erwähnten alten Weges nach Irsham. Dieser führte nämlich von Schmidham über Hennig und Maierhof nach Essenbach, wo sich früher eine St. Nikolaus‑Kirche als Filiale der Pfarrei Höhenstadt befand. Diese Kirche wird erstmals urkundlich 1319 erwähnt und wurde 1816 restlos abgebrochen, weil man in Höhenstadt Baumaterial für das neue Schulhaus benötigte. Der Standort war hinter dem Mesner‑Anwesen, an dem auch jener alte Weg von Schmidham her unmittelbar vorbei führte. Da die Kirche dem Patron der Kaufleute St. Nikolaus geweiht war, dürfte dieser Weg eine bedeutende Handelsstraße gewesen sein. Irmgard Friedl aus Reutern hat im Bereich der Altgemeinde Schmidham noch weitere alte Verkehrswege nachgewiesen, darunter eine Straße, die von Urfahr bei Malching nahezu geradlinig bis nach Sandbach an der Donau führte. Sie verlief von Reutern über Thanham und ‚Vie Feiln “ zum Lughof und nach Dorfbach.
500 Jahre Marienkirche Berg
Ende des 15. Jahrhunderts wurde in Berg am Platz der früheren Burg eine spätgotische Kirche gebaut, die lange Zeit eine Filiale der Pfarrei Reutern blieb. Das eindrucksvollste Zeugnis der ersten spätgotischen Ausstattung ist die Sakristeitür, in der sich die Jahrezahl 1485 eingeschnitzt findet (und die zur Datierung der 500-Jahrfeier im Jahre 1985 führte). Obwohl die Bewohner des Pfarrsprengels von Berg sich seit dem 16. Jahrhundert ständig um die Erhebung der Berger Kirche zur Pfarrkirche bemühten, erfolgte die Pfarrerrichtung erst 1899. Zumindest hatten die Berger aber durchsetzen können, dass der Sonntagsgottesdienst abwechselnd in Berg und Reutern gehalten wurde.
Aufgrund des Kreuzrippengewölbes wird die Berger Kirche einem namentlich nicht bekannten „Baumeister von Wolfakirchen“ zugeschrieben. Von ihm stammen die Kirchen von Wolfakirchen, Berg, Hausbach und Kirchberg bei Birnbach. Die heutige neugotische Inneneinrichtung stammt aus der Zeit ab 1884 und wurde größtenteils aus Stiftungen finanziert. Die heute noch bestehende Sebastiani-Bruderschaft zu Berg ist erstmals im Jahr 1699 belegt. Zu diesem Zeitpunkt gehörten 1013 Männer und Frauen aus Berg und den umliegenden Pfarreien der Bruderschaft an.
Schmidham im 19. und 20. Jahrhundert
Im Zuge einer umfassenden Staatsreform Anfang des 19. Jh. erfolgte die Errichtung von politischen Gemeinden in Bayern, wie sie bis zur Gebietsreform weitgehend bestehen blieben. Die Gemeinde Schmidharn wurde gebildet aus Teilen der früheren Obmannschaften Höhenstadt und Berg und umfasste folgende Ortschaften: Au, Basendobl, Berg, Buch, Dobl, Ebersdobl, Essenbach, Feiln, Gänshall, Heinrichsdobl, Henning, Hohenmühle, Holzöd, Horgertsharn, Hotting, ‑ Kapsreith, Kohlpoint, Kroneck, Maierhof, Mitterdorf, Piesting, Schenkendobl, Schmidham, Steindorf und Winkl.
Kennzeichnend für die Struktur dieser Gemeinde im 19. Jahrhundert war die große Zahl an Taglöhnern und Dienstboten. Diese Personen besaßen nur in seltenen Fällen Grund und Boden und waren auf zeitweise Beschäftigung bei Bauern angewiesen. Sie durften auch nicht heiraten, da sie für eine Familie keinen „gesicherten Nahrungsstand“ nachweisen konnten. Wenn mit zunehmendem Alter die Arbeitsfähigkeit nachließ, verarmten viele Taglöhner und mussten durch die Gemeinde versorgt werden. So nennt eine Armenbeschreibung der Gemeinde Schmidham aus dem Jahr 1848 insgesamt 15 arme Personen im Alter von 20 bis 85 Jahren mit zumeist körperlichen Gebrechen.
Diese Gemeindearmen waren bei verschiedenen Bauern untergebracht. Da aber dieser Umstand insgesamt ungünstig war, plante man 1898 die Errichtung eines völlig neuen Armenhauses. Es sollte aus Ziegeln gebaut, beheizbar sein und mindestens 8 Familien Platz bieten. Standort sollte eine Wiese am östlichen Ortsrand Richtung Berg sein. Die angrenzenden Grundstückseigentümer verweigerten jedoch ihre Unterschrift hierzu. Aus diesem Grunde erwarb die Gemeinde schließlich im Jahr 1900 den Maier‑Hof in Schmidham für 3.100 Mark und wandelte ihn in ein Armenhaus um. Die Kosten hierfür wurden durch einen lokalen Aufschlag auf Bier und Malz bestritten. Die Grundstücke des Maier‑Hofes waren bereits 1896 nach dem Tod der letzten Maier abgetrümmert und darauf mehrere kleinere Anwesen („Häusl“) errichtet worden. Bis zur Einführung der Straßennamen in Schmidham konnten diese Häusl an der Hausnummer erkannt werden. Sie trugen nämlich alle die Nummer 1 mit einer Bruchzahl (l/2, 1/4 usw.).
Seit 1802 (mit der Einführung der Schulpflicht in Bayern) ist die Existenz einer Schule in Schmidham-Berg urkundlich erwähnt. Mit Unterbrechungen 1945 / 1946 besteht eine Schule fort; die bis in die 1960er Jahre als Grund- und Hauptschule, dann nur noch als Grundschule geführt wird. Schließlich wird die Grundschule ebenfalls geschlossen; der Abriss des Schulhauses (zugunsten des neuen Dorfgemeinschaftshauses) beginnt im Jahr 2014. Ebenso soll das Pfarrhaus (1875 errichtet) diesem Neubau neben der Marienkirche weichen.
Im ersten Weltkrieg von 1914 – 1918 fallen 20 Schmidhamer, 2 bleiben vermisst. Der Bildhauer Wilhelm von Heider aus München entwirft 1921 das Denkmal für die im Krieg gebliebenen, das bis heute auf dem Friedhof an der Marienkirche steht. Nach dem zweiten Weltkrieg wird es um zwei Seitentafeln erweitert, auf denen der 35 Gefallenen und 18 Vermissten gedacht wird, die im zwischen 1939 und 1945 zu beklagen sind.
Am 2. Mai 1945 marschiert die amerikanische Armee durch Schmidham, ab 10. Mai 1945 gibt es eine amerikanische Besatzung, die Quartiere requiriert.
Im Juni 1946 kommen die ersten Heimatvertriebenen in Schmidham an; im Lauf des Jahres werden 153 Vertriebene in Schmidham einquartiert, davon 113 aus dem Böhmerwald und 40 aus Schlesien. Obwohl ein „Flüchtlingsausschuss“ aus Pfarrgemeinderat und politischer Gemeinde gebildet wird, der die Not lindern soll, sind die Lebensumstände der Vertriebenen nach heutigem Maßstäben unvorstellbar. In der Festschrift zum 500-jährigen Bestehen der Marienkirche findet sich die Beschreibung einer Zeitzeugin, die über die Lebensbedingungen und die Ablehnung durch die örtliche Bevölkerung berichtet.
Die Bürgermeister der Gemeinde Schmidham seit 1823:
- 1823 – 1833 Baumgartner Georg
- 1834 – 1847 unbekannt
- 1848 – 1850 Gstöttl Josef
- 1850 – 1852 Bauer Georg
- 1852 – 1864 Kapsreiter Thomas
- 1864 – 1865 Greul Franz
- 1865 – 1867 Dandl Johann
- 1867 – 1869 Hehenberger Michael
- 1870 – 1875 Hinterdobler
- 1876 – 1880 Winklhofer
- 1880 – 1905 Kapsreiter
- 1906 – 1910 Schneidhuber
- 1910 – 1920 Asenbauer Josef
- 1920 – 1930 Winklhofer Josef
- 1930 – 1936 Pischl Georg
- 1936 – 1944 Dachsberger Englbert
- 1945 Pischl Georg
- 1945 – 1946 Schneidhuber Josef
- 1946 – 1948 Baumgartner Franz
- 1948 – 1971 Huber Ludwig
Durch die Gebietsreform 1971 wurde die Gemeinde Schmidham aufgelöst und der nunmehrigen Großgemeinde Ruhstorf eingegliedert. Zum Zeitpunkt der Eingliederung hatte Schmidham 983 Einwohner und eine Fläche von 1483 Hektar.
Viele Informationen entstammen dem Vortrag zur Geschichte von Schmidham von Markus Lorenz (freundlicherweise überlassen von Hans Wasner) sowie der Festschrift mit Chronik der Pfarrei Berg „500 Jahre Marienkirche Berg 1485 – 1985“ – und viele Informationen fehlen noch! Wenn Sie zur Beschreibung der Geschichte von Schmidham etwas beitragen können, freuen wir uns über Ihre Nachricht.